Was macht man mit einem Gebäude, dass in mehreren Jahrzehnten einer unterschiedlichen Nutzung unterlag und dementsprechend baulich angepasst wurde. Bei der Planung stellten sich zweierlei Aufgaben: Zum Einen musste die Fassade in eine geordnete Form gebracht werden und zum Andern musste der Innenraum nach den neuen konzeptionellen Anforderungen umgestaltet werden. Das große Plus dieses Gebäudes war, daß in den vielen Jahren nach der Umwandlung von Stallungen und Lagerräumen zu Wohnräumen zuvor nicht viel geändert wurde. Was bedeutet, daß der Flair diese Hauses noch vollkommen erhalten war. Mit der Absicht eine Umgebung der Behaglichkeit zu schaffen, mit der Bioprodukte und die entsprechende Arbeitsweise eine Einheit bilden, enstand der Gedanke des Erhaltens und des Upcyclings, des Wiederverwertens und des Kombinierens. Die äußere Ursprungsarchitektur war bedarfsorientiert und hatte keinen klaren gestalterischen Hintergrund. Im Gegensatz zeigt die aktuelle geradlinige, achsenbezogene Fassade zusammen mit dem mit Ziegelstein verklinkerten Treppenhausturm eine eindeutige gestalterische Richtung und ist ohne Zweifel ein "Hingucker mit Industrieflair" im Rauenberger Ortsbild.

Mit den Ziegelsteinen aus dem Abriss der Innenwände im Erdgeschoss, die mit ziemlicher Sicherheit von der ehemals ortsansässigen Ziegelei stammen, beginnt auch eine Reise des Entdeckens und des Wiederverwendens von Materialien, Möbeln und Accessoires die in diesem alten Gebäude schlummerten oder die über die Zeit gesammelt wurden. Wie oben schon erwähnt, war unser Upcycling-Projekt die Konsequenz, oder besser gesagt: "ein in den Jahren gewachsenes Bedürfniss" was aus der Arbeit mit Produkten aus Pflanzen biodynamischer Produktion und dem zugrunde liegenden Nachhaltigkeitsgedsanken entstand. Aber nicht nur der Gedanke der Nachhaltigkeit war wichtig, sondern auch die Reminiszens an die Personen, die hier über Generationen gelebt hatten und die ein Teil von diesem Haus waren.

In der Innenraumgestaltung werden alte Elemente sehr behutsam und gezielt mit neuen Komponenten verbunden. Es ist eine Fussion aus Formen, die sich gegenseitig Raum geben, in der Gesamtheit aber immer ein warmes, fast philantropisches Design enstehen lässt. Es sind schlicht wirkende Räume, die durch ihre Offenheit und Helligkeit wohltuende Ruhe ausstrahlen. Die erhaltenen Interieurstücke - teilweise sehr alt und aus einer Zeit stammend, wo Möbelstücke noch mit der Hand gefertigt wurden - finden hier ihren neuen Platz. Sie beeiflussen entscheident diese spezielle Wirkung. Alte Böden, Treppen und Dachsparren ergänzen diese in ihrer individuellen Ausführung. Unser Konzept der Wiederverwertung erwies sich im Laufe der Bauzeit als wahre Inspirationsquelle. Und manchmal muss man als Gestalter dem Flow einfach freien Lauf lassen. Es war für mich entscheident keinen Hochglanzsalon zu entwerfen. Vielmehr ist es ein Design-Salon mit einem inhaltlichen Spirit. Mit einer Geschichte und vielen Geschichten dahinter.

Matthias Kloé
Frisörmeister/
Dipl. Des. Kommunikation